„Wer, wie, was? Wieso, weshalb warum? Wer nicht fragt bleibt dumm!“
Es gibt viele unterschiedliche Fragetechniken. Die Thematik ist sehr interessant, weil die richtigen Fragen Ihnen ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Wenn Sie sich die grundlegenden Kenntnisse der Fragetechnik aneignen, werden sie überrascht sein, wo Sie diese Fragen überall anwenden können. Diesesmal möchte ich Ihnen die Hypothetischen und die Paradoxen Fragen vorstellen.
Im Teil 2 meiner Serie über Fragetechniken habe ich Skalierungsfragen und Dissoziierende Fragen beschrieben. Als Erinnerung hier nochmal die Kurzzusammenfassung.
Skalierungsfragen …
- eignen sich, um Wahrnehmungen, Gefühle und Einschätzungen „messbar“ zu machen und
- machen (kleine) Veränderungen sichtbar.
Dissoziierende Fragen …
- schaffen durch die „Vogelperspektive“ eine Übersicht,
- ermöglichen ein Loslösen des Problems,
- bringen neue Denkprozesse in Gang und
- fördern unbewusstes Wissen zu Tage.
Und nun zu den beiden letzen Fragetypen, die ich Ihnen vorstellen möchte.
Hypothetische Fragen
Wenn es in Gesprächen zu einem Stillstand kommt und der Gesprächspartner keine Lösungsmöglichkeiten sieht, können auch hypothetische Fragen helfen. Zum Beispiel: „Angenommen das Problem wäre gelöst, was hätten Sie dann wahrscheinlich getan?“ „…, wie würden sich Ihre Kollegen dann verhalten?“ „…, was wäre dann anders?“
Hypothetische Fragen bieten dem Anderen ein Lösungsszenario an, das er, indem er es beschreibt, erlebt. So zum Beispiel bei der Frage: „Angenommen das Projekt verliefe ideal? Woran würden Sie das merken? Wie sähe dann die Zusammenarbeit im Team aus? Wie wäre die Beziehung zu Ihren internen Kunden? Welche Ergebnisse hätten Sie dann schon erreicht?“
Aus den Antworten können Schritte zum Erreichen des Ziels abgeleitet werden. Hypothetische Fragen haben den positiven Effekt, dass man diese Schritte ausprobiert und testet, ob sie überhaupt erstrebenswert und durchführbar sind.
Wichtig: Hypothetische Fragen …
• erlauben, sich wünschenswerte Situationen oder Lösungen vorzustellen,
• ermöglichen es, die Machbarkeit von Lösungen zu reflektieren, und
• erleichtern das Probehandeln eines gewünschten Verhaltens.
Paradoxe Fragen
„Paradox“ bedeutet widersprüchlich. Paradoxe Fragen sind provokative Fragen, die auf ein Verstärken des Problems abzielen. „Was müssten Sie tun, um das Projekt endgültig an die Wand zu fahren?“, „…, dass der Vorstand Sie von Ihrem Job entbindet?“ Diese Fragetechnik eignet sich besonders bei Menschen, die in ihren Problemen sehr gefangen sind. Paradoxe Fragen wie zum Beispiel „Wie könnten Sie erreichen, dass Sie ein Burn-out erleiden?“ reizen den Gesprächspartner und lösen dadurch oft erhellende Reaktionen aus.
Zuweilen empfiehlt es sich, paradoxe Fragen anzukündigen, damit der Andere sich darauf einlässt – zum Beispiel mit folgenden Worten: „Mir fällt gerade eine Frage ein, die Ihnen vielleicht verrückt erscheint“. Und danach stellen Sie die Frage – zum Beispiel: „Was müsste ich als Führungskraft tun, damit Sie künftig nicht mehr meine Unterstützung brauchen?“
Wichtig: Paradoxe Fragen …
• arbeiten widersprüchlich, indem sie das Problemverhalten verstärken,
• erschüttern festgefahrene Sichtweisen,
• provozieren beim Gesprächspartner eine Gegenreaktion und
• stärken das Selbstbewusstsein.
Die genannten Fragekategorien und -typen sind ein Basiswerkzeug im „Werkzeugkoffer“ jedes Coach, Beraters oder als Coach ihrer Mitarbeiter agierenden Führungskraft. Es lohnt sich ihren gezielten Einsatz beherrschen. Dies gilt es zu trainieren – zum Beispiel in Coaching-Ausbildungen oder speziellen Führungskräfte-Seminaren.
Die Autorin: Sabine Prohaska
Sabine Prohaska ist Inhaberin des Trainings- und Beratungsunternehmen seminar consult prohaska in Wien und Autorin der Bücher „Coaching in der Praxis“ & „Erfolgreich im Training – Praxishandbuch“. Sie arbeitet als Managementtrainerin, Coach und Ausbildnerin für Trainer, Coaches und Mentoren.